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Gewalt gegen Frauen und Kinder

 

 

 

Sexismus

Sexismus zieht sich wie ein glühender roter Faden durch die Geschichte und die alltäglichen Lebensbereiche von Frauen. Die verharmlosende Begriffserklaerung "Benachteiligung der Frau" ist bei weitem nicht ausreichend für eine von Männern dominierte Kultur, die kontinuierliche Herrschaft und Gewalt gegen Frauen ausübt.

Aufrechterhalten und gestützt wird Sexismus durch die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung zwischen Männern und Frauen: Aufgrund ihrer Gebärfaehigkeit und der damit verbundenen Schwangerschaft wird den Frauen in einer patriarchalischen Gesellschaft der Bereich des Haushalts und der Kindererziehung zugewiesen. Sie sind ausserdem zuständig fuer die Rekreation des Mannes, in der Familie soll er sich erholen, um seine gesellschaftlich anerkannte Arbeitskraft zu erhalten. Zugleich wird der Erziehungsarbeit und Hausarbeit der Frauen eine geringe Bedeutung beigemessen, sie wird unbezahlt geleistet. Die Zuordnung der Frauen in den häuslichen Bereich hat erhöhte Verfügbarkeit und Machtlosigkeit zur Folge: Frauen haben keinen Zugang zum Bereich der Öffentlichkeit, zu finanziellen Ressourcen, zur politischen Macht. Der Sexismus in unserer Gesellschaft liegt in der irrigen biologischen Ansicht begründet, die "natürliche" Bestimmung der Frauen liege in der Familie.

 

 

 

Quelle

  • Marielouise Janssen-Jurreit: Sexismus, Fischer-Taschenbuchverlag

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Sexueller Missbrauch

Auch bei der Gewalt gegenüber Kindern ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen.Aus Angst vor weiteren Gewalttätigkeiten stellen sich zumeist nicht gegen den Täter oder Täterin.

!Jedes vierte Mädchen und jeder siebte Junge werden sexuell mißbraucht, bevor sie 18 sind!

Definition:
Sexueller Mißbrauch ist, wenn ein Mensch seine Machtposition oder die Unwissenheit, das Vertrauen oder die Abhängigkeit eines anderen Menschen zur Befriedigung der eigenen sexuellen Bedürfnisse benutzt.


Dazu gehört zum Beispiel, wenn ein Erwachsener...

...ein Kind zur eigenen sexuellen Erregung anfaßt oder sich berühren läßt.
...ein Kind zwingt oder überredet, ihn nackt zu betrachten oder sexuellen Aktivitäten zuzusehen.
...Kinder für pornographische Zwecke benutzt oder ihnen Pornographie vorführt.
...das Kind im Intimbereich berührt oder sie zu oralem, analem oder vaginalem Geschlechtsverkehr zwingt oder überredet - also vergewaltigt.

Viele Menschen verstehen unter sexuellem Mißbrauch einen gewalttätigen Angriff durch Fremde.

Das ist jedoch falsch!

In 90 Prozent aller Fälle ist der Täter dem Kind sehr vertraut (z.B. Vater, Opa, Nachbar,...).


Sexueller Mißbrauch entwickelt sich meist langsam und erstreckt sich über eine längere Zeitspanne. Es ist sehr selten, daß es "nur" ein Mal passiert. In der Regel wiederholt sich der Mißbrauch bis die lautlosen Hilfeschreie der Kinder erkannt werden.

Sexueller Mißbrauch ist eine schmerzliche psychische und physische Erfahrung für das Opfer.

Tatsachen zum sexuellen Mißbrauch:

Neuere Untersuchungen zeigen deutlich: Sexueller Mißbrauch findet vor allem in der Familie statt.

  • Betroffen von sexuellem Mißbrauch sind Kinder aller sozialen Schichten und aller Altersgruppen, auch Kleinkinder und Säuglinge.
  • Sexueller Mißbrauch wird meist (über 90%) von Männern begangen, die den Kindern gut vertraut sind (Vater, Stiefvater, Bruder, Onkel, Großvater, Cousins).
  • Sexueller Mißbrauch entwickelt sich meist langsam und im Verlauf einer längeren Zeitspanne.
  • Sexueller Mißbrauch ist nicht nur körperliche Mißhandlung. Beim Kind oder Jugendlichen entstehen auch starke seelische Beeinträchtigungen. Die Angst, das Gefühl der Verlassenheit, ein gestörtes Gefühl zum eigenen Körper, das zerbrochene Vertrauen, Schuld und Schamgefühle können das ganze Leben andauern.
  • Sexueller Mißbrauch beeinträchtigt nicht nur das Leben des betroffenen Kindes, sondern auch die Menschen seines engsten Umfeldes.
  • Die Verantwortung für den sexuellen Mißbrauch trägt immer der Täter, unabhängig vom Alter und dem Verhalten des Mädchens oder Jungen.

  • Wenn Kinder über sexuellen Mißbrauch sprechen, sagen sie die Wahrheit. Sie müssen starke Scham- und Schuldgefühle überwinden, ehe sie sich jemand anvertrauen.

 

 Quellen


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Emotionaler/seelischer Missbrauch

Diese Missbrauchsform ist oft sehr subtil und wird nicht als solches erkannt. Jedoch sind die Folgen nicht minder verheerend als bei anderen Misshandlungen... meist sogar noch schlimmer.Seelische Gewalt ist z.B. Demütigung, Verspottung, Beschimpfung usw. Jemandem das Gefühl geben, er sei nichts Wert, würde nicht geliebt werden, ist seelische Gewalt. Zuneigung und Zärtlichkeiten verweigern oder an bestimmte Bedingungen knüpfen, ist emotionale Misshandlung. Z. B. wenn ein Kind einen Wunsch hat und ein Elternteil sagt: "Wenn du XYZ tust und nicht maulst, dann bekommst du vielleicht etwas, wenn du es gut machst und ich so lieb bin"Auch alleingelassen, vernachlässigt oder eingesperrt werden ist seelische Grausamkeit. Drohung ebenso! Vor allem ein Kind nimmt diese sehr ernst, hat davon Angst und wird sie wohl häufig nie vergessen können.Eine andere Form von seelischem Missbrauch ist es, wenn das Kind als Partnerersatz bei Problemen herangezogen wird, Streite schlichten soll oder als Spielball bei Problemen der Erwachsenen dienen muss. Kurzum: Jede Rolle, in die ein Mensch hineingezwängt wird ist eine seelische Misshandlung. Bei Kindern, die damit absolut überfordert sind, zerstört es jedes Vertrauen und behindert die Persönlichkeitsentwicklung.


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Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz

Wird eine Frau am Arbeitsplatz sexuell belästigt, so besteht die Demütigung und  darin, dass sie nicht als Fachperson in ihrer Kompetenz als Berufsfrau angesprochen wird, sondern als Objekt. Es gibt Vorgesetzte, welche den Objektstatus, den sie ihren Mitarbeiterinnen verleihen, bereits durch ihre Kleidervorschriften deutlich machen. Die Belästigung kann damit beginnen, dass das Arbeitsklima sexualisiert wird, dass z.B. immer wieder Bemerkungen über das Aussehen der Frau gemacht werden. Die Frau bemerkt dabei klar, ob ein «Kompliment» Wertschätzung und Anerkennung ausdrückt oder ob es sie erniedrigt und abwertet. Wenn sie sich wehrt, wird sie oft lächerlich gemacht, z.B. indem der Mann die Sexualisierung als Phantasie ihrerseits abtut. Dieser perfide Mechanismus funktioniert vor allem dann gut, wenn mehrere Arbeitskollegen sich gegenseitig bei der Belästigung unterstützen. Oftmals kommen im Lauf der Zeit zu den verbalen noch körperliche Übergriffe hinzu. Auch diese können am Anfang wie zufällig aussehen und werden unter Umständen dann gesteigert bis hin zu Vergewaltigungen, die über Erpressung oder auch über brutale physische Gewalt erzwungen werden.


Folgen:

Das Spezifische an der sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz ist, dass die betroffene Frau ihr nur schwer ausweichen kann. In der besten Situation ist sie, wenn sie sich mit anderen Arbeitskolleginnen solidarisieren und sich gemeinsam gegen den/die Belästiger wehren kann. Ist dies nicht möglich, weil sie die einzige Frau ist, die Kolleginnen sie nicht unterstützen, sie selbst sich nicht zur Wehr setzen kann oder weil das Sichwehren schlicht nichts nützt, so können massive Ohnmachtsgefühle, Gefühle der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins entstehen. Am Arbeitsplatz verbringen wir den grössten Teil des Tages, und wenn dieser Ort zur Hölle wird, so können die Folgen massiv sein. Oftmals entstehen psychosomatische Stress-Symptome wie Nervosität und Konzentrationsschwierigkeiten, Schlaflosigkeit, Essstörungen, körperliche Schmerzen wie Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen, Verspannungen, Angstzustände usw. Das Lebensgefühl ist oftmals bestimmt durch grosse Minderwertigkeitsgefühle, durch das Gefühl, als Berufsfrau - zunehmend aber überhaupt als Frau - nichts wert zu sein, irgend etwas falsch zu machen.

 

Quellen


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Sexuelle Ausbeutung in Abhängigkeitsbeziehungen, z.B. in der Psychotherapie

Übergriffe und Missbrauch passieren oftmals auch durch Männer, die ihre berufliche Stellung ausnützen, um weibliche Klientinnen, die von ihnen abhängig sind, sexuell auszubeuten. Eine solche Abhängigkeit besteht z.B. bei Berufen im psychosozialen, medizinischen, pädagogischen, seelsorgerlichen, juristischen und im Bildungsbereich. Kurz gesagt, ist sexuelle Ausbeutung überall dort möglich, wo Männer mit Frauen arbeiten. Es gibt auch Frauen, die Klientinnen missbrauchen. Eine therapeutische Beziehung zeichnet sich unter den obengenannten Abhängigkeitsbeziehungen noch einmal besonders aus. Da es hier stark um die Arbeit mit Gefühlen geht, entsteht meist eine grosse emotionale Nähe, die für den Erfolg der Therapie wichtig ist. Wird diese emotionale Nähe missbraucht, indem der Therapeut die Beziehung sexualisiert, so hat dies für die Frau massive schädigende Folgen. Oft beginnt der Missbrauch dadurch, dass der Therapeut zunehmend von sich, seinen Bedürfnissen und Problemen erzählt und nicht selten tut er alles, dass eine Frau sich in ihn verliebt. Jede Frau hat das Recht, sich in ihren Therapeuten zu verlieben. Es liegt in der Verantwortung des Therapeuten zu verhindern, dass diese Gefühle real ausgelebt werden. Stellt er selbst aktiv eine sexualisierte Atmosphäre her oder lässt er zu, dass es zu sexualisierten Handlungen kommt, unabhängig davon, ob er dies mit seiner eigenen Verliebtheit oder mit scheinbar therapeutischem Nutzen legitimiert, so beutet er die Frau aus. Auch die Ausbeutung in all diesen Abhängigkeitsbeziehungen kann von verbalen Übergriffen über fast zufällig wirkende oder sogenannt «freundschaftliche» Berührungen bis hin zur massiven, oft wiederholten Vergewaltigung gehen.

Folgen:

Durch einen Mann, den man mit der Hoffnung auf Beratung, Heilung, fachliche Unterstützung oder Unterricht aufsucht, missbraucht zu werden, ist besonders demütigend. Oftmals sind Frauen sehr verwirrt und können selbst fast nicht glauben, dass sie unter dem Deckmantel der Hilfe und Heilung ausgebeutet wurden. Der eigenen Wahrnehmung nicht mehr trauen zu können verunsichert massiv. Insbesondere beim Missbrauch in einer Therapie sind Frauen dem Missbraucher gegenüber oft sehr ambivalent, denn über eine gewisse Zeit hat er sie vielleicht auch im echten Sinne unterstützt. Scham- und Schuldgefühle darüber, als erwachsene Frau den Missbrauch nicht früher erkannt zu haben, sich nicht oder nicht genügend dagegen gewehrt zu haben, erleben die meisten Frauen.

 

Quellen


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Genitalverstümmelung


Weltweit sind etwa 150 Millionen Mädchen und Frauen an ihren Genitalien verstümmelt. Und jedes Jahr werden erneut zwei Millionen Mädchen Opfer dieser Praktiken.

Genitale Verstümmelung wird in folgenden Ländern an 5 - 99 % der Mädchen / Frauen praktiziert:

Afrika: Ägypten, Benin, Burkina Faso, Tschad, Elfenbeinküste, Djibouti, verschiedene ostafrikanische Ethnien, Äthiopien, Eritrea, Gambia, Ghana, Guinea, Kenia, Liberia, Mali, Mauretanien, Niger, Nigeria, Senegal, Sierra Leone, Somalia, Verschiedene Ethnien im Sudan, Tanzania, Ugandan, Zaire.

Südarabische Halbinsel: Oman, Yemen, Bahrein (Pers. Golf), Vereinigte Arabische Emirate.

Asien: Indonesien (muslimische Gruppen in Java), Indien, Malaysia.

Australien: z.T. unter den Aborigines.

 

Begründungen:

  • Die natürliche Vagina sei schmutzig und häßlich.
  • Erst mit der Entfernung der Klitoris soll das Geschlecht der Frau eindeutig weiblich werden.
  • Die Keuschheit bzw. Jungfräulichkeit der Frau soll gewährleistet werden.
  • Die Fruchtbarkeit der Frau soll erhöht werden.

Mit diesen Begründungen wurden die Aufnahme dieser Form der Gewalt in die jeweiligen Kulturen gerechtfertigt.

Tatsächlich geht es immer um die Unterdrückung und Kontrolle der weiblichen Sexualität und Fruchtbarkeit im Rahmen männlicher Machtansprüche.

Frauen, die sich oder ihre Töchter den Verstümmelungen entziehen wollen, werden als Außenseiterinnen behandelt und haben mit massiven Repressalien bis hin zur Entziehung der Existenzgrundlage zu rechnen.

Durch Autoritäten wie Gemeindeoberhäupter oder religiöse Führer wird die Praxis der Genitalverstuemmelung zum Teil bewußt weitergeführt und unterstützt.

Folgen:

  • Viele Kinder überleben den überaus risikoreichen Akt der Verstümmelung nicht. Sie sterben unmittelbar aufgrund massiver Organschädigungen, hohen Blutverlust oder kurze Zeit später infolge von Infektionen durch Erreger aller Art. Die Gefahr von AIDS-Übertragung ist sehr groß.
  • Die Überlebenden leiden meist lebenslang an den katastrophalen gesundheitlichen Folgen, z.B. an chronischen Schmerzen und Infektionen, immensen Beschwerden bei Menstruation und Wasserlassen, Unfruchtbarkeit, Inkontinenz, verhärteten Narben, Zysten, etc...
  • Die enorm hohe Müttersterblichkeit in Afrika ist u.a. direkt auf die Verstümmelungspraktiken zurückzuführen.

 

Quellen

 


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Vergewaltigung im Krieg

Ein Thema, dass durch den Krieg im ehemaligen Jugoslawien aktuell wurde. Es wurde in der Presse von den Vergewaltigungslagern berichtet, von den Massenvergewaltigungen, denen 10.000de von Frauen zum Opfer fielen. Wieder und wieder.
 
Aber jetzt, wo der Krieg nicht mehr so im öffentlichen Interesse liegt, werden auch die Vergewaltigungen vergessen. Es werden die Frauen vergessen, die unter den Folgen zu leiden haben. Denn selbst, wenn es zu einem Waffenstillstand kommt, ist der Leidensweg der Frauen noch lange nicht zu Ende.
 
Und damit sie nicht vergessen werden, möchte ich hier ein wenig über dieses umfassende Thema informieren und Möglichkeiten aufweisen diesen Überlebenden Hilfe zukommen zu lassen.

 

Vergewaltigungen in der Kriegsgeschichte
 
Vergewaltigungen im Krieg tauchten nicht erst im Krieg im ehemaligen Jugoslawien auf. Sie waren "Begleiterscheinungen" in jedem Krieg.
 
- Im Frühjahr 1945 wurden im Raum Berlin nach vorsichtigen Schätzungen 110.000 Frauen vergewaltigt. Andere Schätzungen nennen eine Zahl von 900.000 vergewaltigten und mißhandelten Frauen (ibd., S. 46ff.).
 
- Massenvergewaltigungen in Bangladesh fielen 1971 ca. 200.000 Frauen zum Opfer.
 
- Als die japanischen Streitkräfte im Dezember 1937 die chinesische Stadt Nanking einnahmen, wurden im ersten Monat nach der Besatzung rund 20.000 Frauen vergewaltigt, sexuell gefoltert und ermordet. Die Vergewaltigungen nahmen solche Ausmaße an, daß als Reaktion darauf in der Presse bald nicht mehr von der Einnahme, sondern der Vergewaltigung Nankings gesprochen wurde (Brownmiller 1978, S. 65; vgl. auch Friedmann 1972, S. 1060f.).

 

Vorraussetzungen
 
Haß auf Frauen
 
Neben allen anderen Motiven bleibt Vergewaltigung ein extremer Gewaltakt von Männern gegen Frauen, der ohne Feindseligkeit gegenüber Frauen nicht möglich wäre. So steht neben den Vergewaltigungen auch der weibliche Körper im Mittelpunkt von Haß und Gewalt. So wurden Frauen nach der Vergewaltigung die Brüste abgeschnitten und die Bäuche aufgeschlitzt. (Sabalic 1992)
 
Frauen werden in der Einschätzung von Brownmiller im Krieg nicht nur deswegen vergewaltigt, "weil sie zum Feindeslager gehören, sondern weil sie Frauen und deshalb Feinde sind" (Brownmiller 1978, S. 69).
 
Die Massenvergewaltigungen des Zweiten Weltkrieges und die in Jugoslawien bestimmen und beeinflussen über die Zeiten und Grenzen hinweg die Position, die Identität und das Selbstgefühl von Frauen
 
Sitten im Militär
 
Einer der Gründe, warum es für Männer attraktiv ist, Soldat zu werden, besteht darin, daß damit eine Bestätigung und Bestärkung von Männlichkeit verbunden ist (vgl. Seifert 1991).
 
Unter den Soldaten werden sogenannte "weibliche" Eigenschaften als minder betrachtet, wie z.B. Empathie, Mitgefühl, Angst. Werden in Extremsituationen Gefühle dennoch ausgelöst, so rufen sie einen Affekt gegen Weiblichkeit hervor. In der Folge greifen viele Soldaten zum kulturell bereitgestellten "männlichen" Lösungsangebot:
der Gewalt, die dann zur spezifischen sexuellen Gewalt gegen Frauen wird (Smith 1992, S. 135f.).
 
Vergewaltigt wird in jedem Krieg. Vergewaltigungen scheinen zum Soldatenleben dazuzugehören und eine "normale Begleiterscheinung" von Kriegen zu sein. Es heißt, daß Soldaten Frauen einfach brauchen, weil sie so lange Zeit "enthaltsam" leben müssen, und daß das "Nehmen" einer Frau in der männlichen Sexualität angelegt ist. Doch das sind nur die üblichen Entschuldigungen für Kriegsvergewaltigungen.
 
Zudem herrscht auch ein starker Gruppenzwang. Dies wird z.B. in den Berichten über Gruppenvergewaltigungen seitens der Amerikaner in Vietnam deutlich. Zusätzliche Grausamkeiten am Opfer wurden als ein Wettbewerb um mehr Männlichkeit aufgefaßt. Und in einem bekannt gewordenen Fall wurde ein Soldat, der sich geweigert hatte, sich an einer Vergewaltigung zu beteiligen, von seinem Einsatzleiter als Schwuler und Schwächling verspottet (Brownmiller 1978, S. 105f.).

 

"Freiraum Krieg"
 
Kriegs- und Krisenzeiten lassen die ohnehin schon brüchigen und durchlässigen Hemmschwellen gegenüber direkter sexueller Gewalt eindeutig absinken (Pohl 1992, S. 161). Nicht nur direkt im Kriegsgebiet, sondern allgemein in der Bevölkerung.
 
Im Krieg hat es keinen Einfluß, ob für die Soldaten andere Frauen zur sexuellen Verfügung stehen, z.B. in Bordellen, erklärte ein Mitglied des Obersten Militrgerichtes in Washington (vgl. Brownmiller 1978, S. 80). Viele Männer ziehen im "Freiraum Krieg" Vergewaltigungen einfach vor. Worum es geht ist nicht Sexualität, sondern die Ausübung sexueller, geschlechtsspezifischer Gewalt.
 
Am Ende von Kriegen halten die sexuellen Gewaltorgien gegen Frauen in aller Regel ein bis zwei Monate an und klingen dann ab (so z.B. in Berlin 1945 und in Nanking 1937).

 

Vergewaltigungen gehören zur Strategie
 
Die Opfer in der Zivilbevölkerung nehmen von Krieg zu Krieg zu (vgl. Gabriel 1990, S. 14; Nordstrom 1991). Im Rahmen dieses systematischen Einbezugs der Zivilbevölkerung gibt es Hinweise, daß der Angriff auf Frauen eine bewußte militärische Taktik ist.

 

Gruppenvergewaltigungen
 
Bei den Vergewaltigungen im Krieg des ehemaligen Jugoslavien handelt es sich nicht um individuelle Vergewaltigungen, sondern um Gruppenvergewaltigungen. Diese stellen keinen primär sexuellen, sondern einen primär aggressiven Akt dar, der sexuelle Akt ist Ausdruck der Aggression und hat den Zweck, die menschliche Würde der Opfer zu zerstören, zu verletzen und zu erniedrigen. Dabei geht es nicht um die persönliche sexuelle Befriedigung des Vergewaltigers. Das Hauptziel von Gruppenvergewaltigungen ist es, Macht zu demonstrieren. Die Sexualität wird in diesen Fällen vielmehr instrumentell in den Dienst der Gewaltausübung gestellt (vgl. Feldmann ibd.; Groth/Hobson, ibd.).Zahlreich auftretende Gruppenvergewaltigungen stellen den Versuch dar, den politischen und militärischen Gegner systematisch zu brechen und zu vernichten.
 
Des weiteren geht es darum sich gegenseitig Männlichkeit zu beweisen. Häufig richtet sich auch die Reihenfolge der Vergewaltigung nach dem Status der Männer innerhalb der Gruppe.

 

Ziel der Vergewaltigungen
 
1. Die "ethnische Säuberung"
 
- Vertreibung
 
Die Vergewaltigungen in Bosnien-Herzegowina unterscheiden sich von anderen Kriegsvergewaltigungen nur darin, daß sie einen spezifischen miliätrischen Sinn haben: die Vertreibung der Bevölkerung, die Erniedrigung und Ängstigung der Frauen und ihrer Familien, damit sie nie wieder in ihre Heimat zurückkehren.
 
- Zerstörung der Kultur
 
Frauen waren als taktisches Ziel in der Zivilbevölkerung von besonderer Bedeutung. Aufgrund ihrer kulturellen Position beziehungsweise ihrer Bedeutung in der Familienstruktur sind sie ein zentrales Angriffsziel, will man eine Kultur zerstören.
 
Der weibliche Körper wird häufig als symbolische Repräsentation des Volkskörpers angesehen. D.h., daß die Gewalt, die an den Frauen verübt wird, auf die körperlichen und personale Integrität einer Gruppe abzielt. Die Vergewaltigung von Frauen einer Gemeinschaft kann demnach als die symbolische Vergewaltigung des Körpers der Gemeinschaft betrachtet werden (ibd.).
 
So wurde von Seiten der Serben zunächst die Kulturdenkmäler zerstört. Dann die Intellektuellen gefangengenommen und in vielen Fällen getötet. Der dritte Schritt bestand dann in der Einrichtung von Vergewaltigungslagern für Frauen. Hier wurde nicht nur wahllos vorgegangen, vielmehr wird berichtet, daß die Serben in vielen Fällen mit Vergewaltigungslisten in die Ortschaften kamen und zuerst die Ehefrauen von Amts- und Statusträgern sowie intellektuelle Frauen selektierten (persönliche Mitteilung von Ines Sabalic, kroatische Journalistin).
 
- Auslöschen der Fortpflanzungsfähigkeit
 
Schließlich verfolgen Vergewaltigungen im ehemaligen Jugoslawien auch den Zweck, die Fortpflanzungsfähigkeit insbesondere der bosnischen Bevölkerung auszulöschen. Besonders gefährdet sind sehr junge Mädchen, die sowohl physisch als auch psychisch ganz besonders verletzbar sind. Bei ihnen liegt dementsprechend die Todesrate weitaus höher als bei erwachsenen Frauen.
 
Aufgrund der extremen physischen und psychischen Traumatisierung bei den Überlebenden kann davon ausgegangen werden, daß diese Frauen und Mädchen keine Kinder mehr gebären werden.
 
Dasselbe gilt für Frauen, die mit einem unvorstellbaren Maß an Gewaltanwendung zu sexuellen Akten gezwungen wurden (vgl. Kahlweit 1993, S. 47).

 

 

Botschaft "von Mann zu Mann"
 
Die Vergewaltigung von Frauen trägt eine zusätzliche Botschaft mit sich: Sozusagen von Mann zu Mann ergeht die Mitteilung, daß die Männer im Umkreis der betroffenen Frauen nicht imstande sind, "ihre" Frauen zu beschützen. Damit werden sie in ihrer Männlichkeit getroffen.
 
Diese Kommunikationsfunktion zeigte sich deutlich, wenn im ehemaligen Jugoslawien Busse mit Frauen im sechsten, siebten oder höheren Schwangerschaftsmonaten über die feindlichen Linien zurückgeschickt wurden - meistens mit zynischen Aufschriften auf dem Fahrzeug über die zu gebärenden Kinder.
 
Häufig kommt es auch vor, daß die Männer aufgrund der Vergewaltigung die Beziehung zu ihren Frauen beendeten. Viele Frauen verschweigen auch aus diesem Grunde, daß sie vergewaltigt worden sind. (Sander/John 1992).
 
Das heißt: Männer sehen sich in ihrer Männlichkeit beeinträchtigt. Im Mittelpunkt steht die Auswirkung auf die Männer, nicht das Leiden der Frauen!

 

Schweigen
 
Über die Greueltaten gegen Frauen breitete sich bisher historisches Schweigen (Sander/John 1992). So waren z.B. die Massenvergewaltigungen im Zweiten Weltkrieg 50 Jahre lang kein Thema.
 
Auch dieses Schweigen hat eine tiefgehende kulturelle Bedeutung und ist keineswegs nur dem Zufall, der Peinlichkeit oder dem Schmerz der betroffenen Frauen geschuldet. Auch in der Geschichtsschreibung wird Vergewaltigung, obwohl sie in Kriegen ein Massenphänomen ist, als Einzelphänomen behandelt.
 
Durch dieses Unterdrücken oder auch "Naturalisieren" (sexueller Drang der Männer) von Vergewaltigungen verschwindet diese als extremer und struktureller Gewaltakt gegen Frauen aus dem kulturellen Gedächtnis. Beispielsweise indem Vergewaltigung als bedauerliche, aber "natürliche" und nicht weiter analysierbare Begleiterscheinung von Kriegen dargestellt oder trotz des massenhaften Vorkommens als nicht verallgemeinerbare "Ausrutscher" verrückter Horden interpretiert wird.
 
Im internationalen Recht wurde zwar als Reaktion auf die Kriegsbrutalitäten auf allen Seiten im Jahre 1949 der besondere Schutz von Frauen festgelegt. Dessenungeachtet fanden in allen Kriegen nach dem Zweiten Weltkrieg sexuelle Folter von Frauen und Massenvergewaltigungen statt, ohne daß dies in besonderer Weise an die Öffentlichkeit gelangt worden wäre.

 

Vereine, die helfen
 
 
Amica
 
Amica hilft in Bosnien e.V.
Habsburgerstraße 9
79104 Freiburg
Tel: 0761 / 556 92 51
Fax: 0761 / 556 92 52
 
Der Verein Amica hat zwei Hilfshäuser geschaffen, in denen vergewaltigte Frauen mit ihren Kindern aufgenommen werden können. Dort bekommen sie neben der psychischen Unterstützung auch langsam wieder das Gefühl von "normalen" Leben vermittelt. Die Plätze dort sind natürlich begrenzt und viel zu wenig, aber für mehr fehlen die finanziellen Mittel. Neben dieser inzwischen gut eingespielten psychosozialen Unterstützung der Frauen und Kinder haben sie neue Möglichkeiten gefunden, mit Schulunterricht, Kinderbetreuung, Erwerbsprojekten und Ausbildungsangeboten neue Perspektiven zu eröffnen.
 
Über die aktuellen Projekte des Vereins informiert ein Rundbrief, der gerne angefordert werden kann.
 
Gerade jetzt, wo viele Menschen für Kriegsflüchtlinge spenden, ist es auch wichtig langfristig zu denken! Den Frauen und Kindern eine neue Perspektive zu geben. Eine Spende, die sich lohnt!
 
Spendenkonto:
Amica e.V.
Ökobank Freiburg
Kto: 251 550
BLZ: 500 90 100
 
 
SEKA
 
SEKA Hamburg e.V.
Friedensallee 7 46
22765 Hamburg
Tel/ Fax: 040 - 39 90 56 53

 
Das Projekt Seka ist ein therapeutisches Erholungszentrum für Frauen und Kinder aus dem Ländern des ehemaligen Jugoslavien, die durch Krieg und Gewalt traumatisiert wurden, und ein Seminarhaus für Mitarbeiterinnen und Aktivistinnen aus dieser Region. Weiter Informationen über Seka (Faltblätter, Journale 1-3) werden auf Anfrage zugeschickt.
 
Spendenkonto:
SEKA Hamburg e.V.
Ökobank Frankfurt
Kto: 200 2000
BLZ: 500 901 00

 
 
Medica
 
Medica mondiale e.V.
Waisenhausgasse 65
50676 Köln
Tel: 0221 / 931 89 80
Fax: 0221 / 931 89 81
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
http://www.uni-passau.de/passau/Frauen/Medica.html

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 Quellen

  • ich habe diesen Text komplett von  einer Webseite übernommen, die bereits seit 2002 überhaupt nicht mehr online ist, gegenwehr.de. An einigen Stellen habe ich diesen Text ergänzt und erweitert. 

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Zwangsprostitution

Zwangsprostitution wird im Zusammenhang mit Menschenhandel die illegale Praxis bezeichnet, Menschen zur Arbeit als Prostituierte zu zwingen.

Der Zwang zur Prostitution kann entweder durch physische oder psychische Gewalt, Täuschung, Erpressung, Ausnutzung einer Zwangslage oder Ausnutzung der Hilflosigkeit eines Opfers ausgeübt werden. Von Zwangsprostitution sind überwiegend junge Frauen aus Osteuropa und Afrika betroffen,  die mit falschen Versprechungen nach Westeuropa gelockt werden.

Tatbestand

Der Tatbestand der Zwangsprostitution sieht verschiedene Tathandlungen vor. Im Sinne des § 232a Absatz 1 StGB macht sich demnach strafbar, wer eine andere Person

  • unter Ausnutzung ihrer persönlichen oder wirtschaftlichen Zwangslage oder
  • unter Ausnutzung ihrer Hilflosigkeit, die mit dem Aufenthalt in einem fremden Land verbunden ist

oder wer

  • eine Person unter 21 Jahren dazu veranlasst, entweder
    • die Prostitution aufzunehmen oder
    • sexuelle Handlungen vorzunehmen oder vornehmen zu lassen, durch welche die Person ausgebeutet wird.

Seit 15. Oktober 2016 werden auch die Kunden von Zwangsprostituierten nach § 232a Abs. 6 StGB strafrechtlich verfolgt. Seit 1. Oktober 2021 können Kunden schon dann bestraft werden, wenn sie leichtfertig nicht erkannt haben, dass es sich um eine Zwangsprostituierte handelt.

 

Vereine gegen Zwangsprostitution

Beratungsstelle für Frauen, die von Menschenhandel betroffen sind.

 

MISSION FREEDOM e.V.
Postfach 920 401
21134 Hamburg
https://mission-freedom.de

 

SOLWODI Deutschland e.V.
Propsteistr. 2                                        
56154 Boppard 
https://www.solwodi.de

 

 BONO-Direkthilfe e.V.
Overather Straße 29
51429 Bergisch Gladbach
https://www.bono-direkthilfe.org


IN VIA
Pfalzburger-Str. 18
10719 Berlin
https://invia-berlin.de

 

FIZ Frauen-Informations-Zentrum Stuttgart
Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration
Moserstr. 10
70182 Stuttgart
Tel.: 07 11 / 2 39 41-24
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
https://vij-wuerttemberg.de/unsere-angebote/fraueninformationszentrum.html

 

Fachberatungsstelle FreiJa Freiburg -
Aktiv gegen Menschenhandel

Diakonieverein beim Diakonischen Werk Freiburg im Breisgau e.V.
Schwarzwaldstr. 24
79102 Freiburg
Tel.: 07 61/7 67 12 55
Mobil: 01 60 / 946 181 47
Fax: 07 61 / 7 07 52 62
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
www.diakonie-freiburg.de

 

Fachberatungsstelle FreiJa Kehl -
Aktiv gegen Menschenhandel

Diakonisches Werk im Ortenaukreis
Dienststelle Kehl
Marktstr. 3
77694 Kehl
Tel.: 0 78 51 / 70 86 620
Fax: 0 78 51 / 70 86 629
Mobil: 0 16 0 / 92 79 80 46
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
www.diakonie-ortenau.de

 

 

Quellen


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