Nachricht

FC DEBUG_MOBILE: Added JS code to detect and set screen resolution cookie

Sexueller Missbrauch (Erfahrungsbericht)

Am 19.2.1974 wurde ich in Berlin, wo ich bis jetzt auch mein Leben zugebracht habe, geboren. Meine Mutter war zu diesem Zeitpunkt erst 17 Jahre alt, und selber noch ein Kind. Mein Vater war 27 Jahre alt, stand aber zu dieser Zeit noch nicht fest auf beiden Füßen.

Nach mir folgten noch fünf weitere Kinder. Zwischen mir und dem jüngsten Kind liegen knapp elf Jahre. Ich als Älteste mußte viele Aufgaben im Haushalt übernehmen und auch auf die jüngeren Geschwister aufpassen um meine Mutter zu entlasten, die sich nach eigenen Aussagen, besonders als die letzten beiden Kinder zur Welt kamen, mit dem Haushalt und der Kindeserziehung total überfordert gefühlt hat. Ich mußte so immer abrufbereit sein, wenn sie Hilfe brauchte.

Meine Geschwister und ich, besonders wir vier ältesten, wurden von unseren Eltern, besonders von unseren Vater, ziemlich autoritär erzogen. Strafen wie Schläge mit einem Kleiderbügel, dem Teppichklopfer, oder im milderen Falle mit der Hand, tagelang in's Zimmer oder stundenlang in einer Kammer eingesperrt werden und Beschimpfungen machten die väterliche Erziehung aus. Machte ich mal Fehler bei den Hausaufgaben, oder machte ich die Hausaufgaben nicht, brachte ich schlechte Noten nach Hause, war ich mal kein gutes Vorbild für meine Geschwister, schwindelte meine Eltern an oder machte nicht das, was meine Eltern wollten usw., wurde ich mit Prügel und/oder Zimmerarrest bestraft.  Ich kann mich an einige Male erinnern, wo ich mir durch die Schläge meines Vaters Verletzungen, wie ein blaues Auge,  blaue Flecken am Körper, einen Bluterguss im Ohr und aufgeschrammte Ellenbogen zuzog. Bis zu meinem elften Lebensjahr kannte ich meinen Vater nur als strafenden Vater. Ich hatte immer nur Angst vor ihm und war froh wenn er mal nicht im Haus war.

Durch meine Mutter, die sehr religiös ist, wurden jeden Sonntag Kirchenbesuche abgehalten, die für uns zu größten Teil Zwang waren. Hauptsächlich gehörten dazu die charismatische Gemeinde, verschiedene Baptistengemeinden und für kurze Zeit auch die katholische Kirche, wo ich getauft wurde. Durch meine Mutter fand bei uns zu Hause ein ziemlich religiöses Leben statt. Vor dem Essen und dem Schlafengehen wurde gebetet, wir lasen christliche Geschichten, Bücher und Zeitschriften, und sangen und hörten christliche Lieder. Meine Mutter vertritt einen Glauben, der besagt, daß Dämonen existieren, die für Krankheiten, Sünden, schlimme Ereignisse, negative Emotionen usw. verantwortlich sind. Und mit "weltlichen" Dingen wie Popmusik hören, Disko, tanzen (bei "weltlicher" Musik), Bravo usw. lesen usw. würde man Kontakt zu diesen Mächten aufnehmen und ihnen dienen. Nur wenn man ein christliches Leben führe, komme man in das Himmelreich, ansonsten müsse man für ewig in der Hölle schmoren. Mein Vater hat sich bei den religiösen Dingen immer mehr rausgehalten und ist auch immer seltener in die Kirche gegangen.

Die Ehe von meinen Eltern lief von Anfang an nicht gut. Es kam häufig zu heftigen Streitereien zwischen ihnen. Mein Vater zog sich oft tagelang in sein Zimmer zurück.

Da wir dauernd umgezogen sind, kam es auch zu häufigen Schulwechseln. So hatte ich es schwer, dauerhaft Freundschaften zu halten. Ab etwa der vierten Klasse an hatte ich plötzlich Probleme überhaupt Freunde zu finden. In der Schule wurde ich  von meinen Mitschülern oft ausgelacht und gehänselt, unter anderem weil mir meine Eltern keine neue und moderne Kleidung kaufen konnte, dafür war eben kein Geld da. Auch in der Oberschule fand ich keinen Zugang zu meinen Mitschülern. Ich war einfach "anders" als sie. Täglich mußte ich mir anhören wie hässlich, dumm und wertlos ich sei. In dieser Zeit hatte ich nie meine Ruhe, weder zu Hause, noch in der Schule. Erst als ich nach der neunten Klasse die Schule gewechselt habe, fand ich ein paar Leute, die mich akzeptiert und mir auch geholfen haben.

Bis zu meinem elften Lebensjahr habe ich mich von beiden Eltern nur abgelehnt gefühlt. Eines tages fing mein Vater plötzlich an, seltsame Dinge mit mir zu machen, die ich als schmerzhaft, unangenehm und fremd empfunden habe. Als ich ihm sagte, daß ich das nicht mag oder ich versucht habe mich zu wehren, schrie er mich an, er sein mein Vater und er dürfe das alles und es sei normal wenn Väter so etwas mit ihrer Tochter tun. Einmal bekam ich eine Ohrfeige, als ich versucht habe mich zu wehren. Regelmäßig fand eine Steigerung statt, die mich jedesmal sehr schockiert hat. Für alles was er mit mir tat, fand er eine Ausrede. Er sagte mir auch dauernd, er sei für mich nicht mehr der strafende Vater, sondern der liebende Vater.  Ich ließ so alles über mich ergehen, weil ich Angst vor Strafen hatte. Außerdem war ich mit meinen Gefühlen hin und her gerissen, ob er so etwas wirklich darf oder nicht. Für eine Elfjährige klangen die Ausreden meines Vaters sehr überzeugend. Teilweise wußte ich nicht einmal was es zu bedeuten hat, was er da macht, ich war damals noch zu unaufgeklärt. Es gab auch viele positive Dinge: er war immer da, wenn ich jemanden brauchte, er hat mir zugehört wenn ich mal Kummer hatte, er ist mit mir alleine weggegangen, er hat mir das Gefühl gegeben etwas wert zu sein, er hat mich so wie ich bin akzeptiert. Das alles habe ich vorher nie bekommen, weder von meiner Mutter noch meinem Vater.  Ich dachte immer ich müsse mir alles gefallen lassen, damit er noch weiterhin so nett bleibt. Da sich die Beziehung zu meiner Mutter immer mehr verschlechterte kam es, daß ich oft stundenlang bei meinem Vater im Zimmer saß. Ab und zu kam es auch vor, daß es an der Öffentlichkeit zu "kleinen" Übergriffen kam. Z.B. gab er mir als wir mitten in einer Menschenmenge standen einen Z*ngenkuss oder als wir im Schwimmbad waren f*sste er mir unter dem Badeanzug , um mir zu zeigen daß es normal sei was er mit mir macht. Ansonsten liefen wir immer Hand in Hand durch die Gegend. Mir war das immer furchtbar peinlich. Wenn er mein Schamgefühl bemerkte hieß es, ich solle nicht so verklemmt sein und alles sei normal.

 

Die Beziehung zwischen meiner Mutter und mir verschlechterte sich immer mehr. Teilweise konnte ich ihr nicht über den Weg laufen, ohne beschimpft zu werden. Auch meine Geschwister hat sie auf mich gehetzt. Für mich wurde es immer unerträglicher mit meiner Mutter und meinen Geschwistern an einem Tisch zu sitzen, weil dann oft von allen Seiten nur Beschimpfungen und Beleidigungen auf mich niederhagelten. War Vater mal nicht im Haus, gab es für mich nur noch Psychoterror. Wenn es wieder zu irgendwelchen Streitereien zwischen  meiner Mutter und meinem Vater kam oder eines meiner Geschwister von meinem Vater bestraft wurde, so bekam ich dafür die Schuld zugeschoben, oder die Wut auf meinen Vater wurde an mir ausgelassen. So kam es, daß ich mich immer mehr von meiner Mutter, und auch meinen Geschwistern zurückgezogen habe.

Als ich 17 Jahre alt war, spitzte sich die Ehekrise meiner Eltern stark zu, so daß mein Vater in seine Dienstwohnung zog, und ich mit ihm. Zu dieser Zeit arbeitete mein Vater in einem Seniorenwohnhaus, wo er eine kleine Dienstwohnung hatte, die ihm als Büro diente. Wir wohnten ca. 9 Monate lang in dieser Wohnung. Auch dort fanden die Übergriffe meines Vaters statt. Täglich mußte ich seine Eingriffe über mich ergehen lassen, oft ging dies stundenlang und nächtelang. Wehrte ich mich dagegen, so wurde ich mit Ablehnung, Drohungen, ich müsse sonst zurück zu Mutter und er wolle sonst nichts mehr mit mit zu tun haben bestraft. Oft machte er auch auf Depri, um mir die Schuld zu geben, daß es ihm so schlecht geht. Wenn es für mich zu unerträglich war übernachtete ich bei meiner Mutter. In dieser Zeit ging ich immer seltener zur Kirche, und ich fing an mich für die "weltlichen" Dinge zu interessieren.

Eines tages kam ein Anruf von meinem Bruder, Mutter hätte ein paar Sachen zusammengepackt und hätte mit drei Geschwistern das Haus verlassen. So kam es, daß wir wieder zurück gingen. Von nun an lebten Vater, zwei Brüder und ich von Mutter und drei Geschwistern getrennt. Der Auszug meiner Mutter war für mich eine große Erleichterung. Kirche war für mich kein Thema mehr. Ich hörte mit großer Begeisterung Popmusik, an den Wänden meines Zimmer's hangen viele Bravoposter, ich ging regelmäßig in die Disco und ich mauserte mich insgesamt zu einem "normalen" Mädchen. Auch die Übergriffe meines Vaters wurden immer seltener, bis er irgendwann ganz von mir abließ.

Mit 18 Jahren begann ich mit der schulischen Ausbildung zur Hauswirtschafterin. Von Anfang an hatte ich zu meinen Mitschülerinnen ein gutes Verhältnis, und die Ausbildung verlief im Großen und Ganzen ganz gut. Zu Hause kümmerte ich mich um den kompletten Haushalt, und führte ein relativ normales Leben. Durch meinem Vater bekam ich aber noch so einige Einschränkungen. Ich mußte immer zu bestimmten Zeiten zu Hause sein und mußte mir ab und zu anhören, daß ich mir zu viel Freizeit gönne und ich solle doch mehr für die Schule und den Haushalt tun. Die Nächte durchfeiern durfte ich nur beschränkt und mein Vater war mit meinen Freunden und Bekanntschaften nie einverstanden. Da er aber eine Zeit lang selber viel unterwegs war, um nach einer Lebensgefährtin zu suchen, hat er vieles was ich gemacht habe nicht mitbekommen.

Als ich 20 Jahre alt war, fand eines tages ganz plötzlich wieder ein kleiner Übergriff meines Vater's statt, den ich aber sofort abwehrte. Ich sagte zu ihm:"Bitte fang nicht wieder so an wie früher". Er ließ sofort von mir ab, bestrafte mich aber wie früher mit Ignoranz und zog seine Depriphase ab. Ich stand total unter Schock, weil ich dachte, die schönste Zeit meines Leben's sei nun wieder vorbei. Am nächsten Tag packte ich ein paar Sachen zusammen, und sprach das erste Mal mit meinem Bruder über dieses Thema, weil ich von ihm Hilfe erhofft habe. Diese Hilfe bekam ich dann auch. Zusammen gingen wir zu meiner Mutter, wo ich dann fast zwei Monate lang wohnte, und von dort aus ging ich noch am gleichen Tag mit meiner Mutter zur Polizei um meinen Vater anzuzeigen.

Später zog ich in eine sozialpädagogisch betreute Frauenwohngruppe, wo ich meine Ausbildung zu Ende brachte. In dieser Wohngruppe fanden aber auch ein paar nicht sehr schöne Dinge statt, die die nächsten 2 Jahre meines Lebens beeinflussten. Dies ist aber wieder eine andere Geschichte.

Seit März 97 wohne ich nun in einer eigenen Wohnung. Im Juli 2001 habe ich das Abitur auf dem zeiten Bildungsweg erfolgreich abgeschlossen. Später folgten einige wenige Jahre Berufstätigkeit in mehreren unterschiedlichen Betrieben. 

 

Gerichtsverhandlung


Im November 1999 fand endlich die Gerichtsverhandlung gegen meinen Vater statt. Die folgenden Zeitungsartikel sind wärend der Gerichtsverhandlungen endstanden.

 



 

 

Keine Kommentare zu “Sexueller Missbrauch (Erfahrungsbericht)”

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.