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Können Traumata weitervererbt werden? Epigenetik

 Eine Diskussion von Frida auf die Frage "können Traumata weitervererbt werden?"

 

 

Speziell bei psychischen Erkrankungen spielen nicht so sehr genetische Veränderungen eine Rolle, sondern vielmehr epigenetische, wobei es auch eine Wechselwirkung mit Umwelteinflüssen gibt, wie z.B. Erziehung, allgemeine Lebenserfahrungen, aber auch Ernährung und schädliche Einflüsse wie z.B. rauchen .

In einer aktuellen Studie des Max-Planck-Instituts von 2015 konnte nachgewiesen werden, dass Traumata zu epigenetischen Veränderungen führen können, welche weitervererbt werden können [1]. Daneben gibt es noch zahlreiche weitere ältere Studien zu ganz anderen Erkrankungen, z. B. Depressionen, ADHS und Schizophrenie, wobei es zu den gleichen Ergebnissen kam. So entstand die These, dass die  Epigenetik auf die große Mehrzahl der  psychischer Erkrankungen zutreffe. Wiederum gilt diese Theorie bei Psychischen Erkrankungen unter den Wissenschaftlern als umstritten, wobei einige Experten eine epigenetische Weitervererbung in Studien widerlegen konnten und somit komplett abstreiten.[2]  Speziell bei der Erforschung von Krebserkrankungen gibt es dagegen endgültigere Ergebnisse, so dass u.a. epigenetische Medikamente entwickelt werden konnten[3].

Der Begriff "Epigenetik" ist zusammengesetzt aus den Wörtern Genetik und Epigenese, also der Entwicklung eines Lebewesens. Epigenetik ist  das Bindeglied zwischen Umwelteinflüssen und Genen. Im Gegensatz zu Mutationen verändern epigenetische Mechanismen jedoch nicht die DNA-Sequenz, sondern die dreidimensionale Struktur der Chromosomen.[4]

Es gab es auch Tierversuche durch das Neuroscience Center in Zürich, wobei der Nachwuchs traumatisierter Mäuse untersucht wurde, inwieweit sich der Stress derer Eltern bei ihnen bemerkbar macht. Die Forscher nahmen eine Reihe verschiedener Verhaltensweisen der nächsten Generation auf – und konnten feststellen, dass der Stress der Eltern sich in mancherlei Hinsicht auch positiv auswirkt. So fielen die Nachkommen etwa in bestimmten Experimenten durch ein deutlich zielgerichteteres Verhalten auf.  Auf diese Weise konnte nachgewiesen werden, dass eine solche Weitervererbung von Stress auch eine sinnvolle Entwicklung in der Evolutionsgeschichte ist. Wobei es ja in der Evolutions-Theorie dadrum geht, dass es zu ständigen genetischen Veränderungen kommt, wobei sich Lebewesen mit positiven Eigenschaften durchsetzen, hingegen aber Lebewesen mit negativen Eigenschaften, aussortiert werden.[5]

Während dieser Studie am Max-Planck-Institut gab es Studien an Holocaust-Überlebende , wobei z.B. deren Nachfahren von untersucht wurden, inwieweit es eine solche genetische Weitergabe durch deren Eltern gegeben haben könnte.  Wobei diese Nachfahren stressanfälliger waren als die Nachfahren der Kontrollgruppe, die wiederum den Holocaust nicht erlebt haben. Diese betroffene Kinder entwickeln Symptome, als hätten sie selbst das Leid der Eltern erlebt. Sie fühlen Ängste, innere Leere und Schuld. Sie haben Alpträume und psychosomatische Erkrankungen.[6] Wiederum darf man dabei nicht vergessen, dass dabei auch Umwelteinflüsse eine wichtige Rolle spielen, z.B. leiden Kinder psychisch Kranker Eltern auch sehr unter den Erkrankungen der Eltern (auch wenn diese Eltern niemals gewalttätig zu den Kindern waren), so dass sie darüber ebenfalls solche posttraumatischen Symptome entwickeln können. So dass komplett unklar ist, inwieweit die Vererbung dabei eine Rolle spielt.  Auch wenn es diese Eltern eigentlich überhaupt nicht wollen, schaden sie unbewusst mit ihren kranken Verhaltensweisen ihren Kindern, z.B Unfähigkeit das Kind in belastenden Situationen zu trösten, oder auch wenn es eine erhöhte Wachsamkeit über das Kind gibt (Helikoptereltern). Zusätzlich gibt es auch das Phänomen einer sekundären Traumatisierung, wobei u.a. nähere Angehörige, auch die eigenen Kinder,  sehr ähnliche Symptome entwickeln können wie diese tatsächlich traumatisierte Person, obwohl sie selber niemals ein Trauma erleben mussten (zu diesem Thema habe ich eine weitere Seite erstellt).   Bei den genetischen Untersuchungen wurden bei den Nachfahren auch tatsächlich solche veränderte Gene gefunden, die sich aber auch später derart so verändert haben könnten, somit möglicher Weise nicht bereits seit ihrer Geburt derart verändert waren. Beim Borderline und der posttraumatischen Belastungsstörung gibt es mehrere Texte im Internet, worin darauf hingewiesen wird dass diese Erkrankungen nicht vererbbar seien, aber wiederum die Veranlagungen dazu vererbbar sein könnten, wobei aber diese Erkrankungen erst aufgrund von traumatische Erfahrungen ausgelöst werden[7]. So dass man auch zu der These kommen könnte, dass Menschen, die aufgrund der genetischen Weitergabe durch die Eltern stressanfälliger sind, darüber auch ein erhöhtes Risiko zu einer solchen Traumafolgestörung haben, wenn sie ein traumatisches Erlebnis erleben müssen. Wiederum Menschen ohne eine solche genetische Veranlagung auch gute Chancen haben, trotz traumatischer Ereignisse, gesund zu bleiben.

Außerdem gab es Zwillingsforschungen,  wobei sich die jüngsten Zwillige in ihrem epigenetischen Code kaum voneinander unterschieden – aber es bei den ältesten Zwillinge dagegen umso mehr Unterschiede zueinander gab. So dass darüber nachgewiesen werden konnte, dass Umweltfaktoren bei der Entstehung von psychischen Erkrankungen eine viel entscheidenere  Rolle spielen als die genetischen Faktoren.[8]

Zurückkommend zu den Mäuse-Experimenten, suchte ich dann auch nach Informationen, inwieweit eine Stressanfälligkeit ein zielgerichteteres Verhalten fördern könnte. Stattdessen fand ich Hinweise, dass aufgrund der Stresshormone Cortisol und Noradrenalin die Aktivität der Hirnregionen für zielgerichtetes Verhalten ausgeschaltet werden, so dass eher gegenteiliges zutreffen müsste, wenn die Nachkommen traumatisierter Mäuse stressanfälliger sind als die Nachkommen von Mäusen ohne traumatische Erlebnisse.[9] Somit diese Nachkommen stattdessen eher orientierungsloser sein müssten.  Genauso wurde bei stressanfälligeren Menschen eine kleinere Hippocampus festgestellt, weil diese Hirnregion durch Stresshormone angegriffen wird. Diese Hirnregion, ist u.a. auch für zielgerichtetes Verhalten zuständig.[10] Aber in keines dieser wissenschaftlichen Texte finde ich Hinweise ob eine solche verkleinerte Hippocampus auch weitervererbt werden kann, stattdessen gibt es immer nur Hinweise, dass diese Hirnregion während länger andauernde traumatische Ereignisse derart einschrumpft.  Anbei fand ich eine weitere Studie, wobei die Wissenschaftler zum Ergebnis kamen, dass Menschen, die in der Kindheit traumatische Erfahrungen machten, wodurch u.a. auch die Hippocampus geschrumpft ist, später als Erwachsene anfälliger für Traumafolgestörungen und generell stressanfälliger seien.[11] Daneben gab es zahlreiche weitere Studien wobei der pränatale Stress untersucht wurde,  wobei bereits ein Embryo vor seiner Geburt solchen Einflüssen ausgesetzt war, wodurch es zu solchen Vorschädigungen im Gehirn kommen kann, z.B. wenn die Mutter während der Schwangerschaft irgendwelchen Stresssituationen ausgesetzt war oder wenn die Mutter eine ablehnende Haltung gegen das ungeborene Kind hatte. [12] Wobei ja vor allem Mütter mit traumatischen Vorbelastungen deutlich stressanfälliger sind. Somit gibt es auch Hinweise, dass die Stressanfälligkeit und somit auch die Anfälligkeit für Traumafolgestörungen, erst während der Schwangerschaft oder in der frühsten Kindheit erworben werden können, so dass dieses überhaupt nicht an der Weitervererbung liegt, wie es aber derart so in dieser Studie des Max-Planck-Instituts behauptet wird, dass Traumata weitervererbt werden können. 

 

 

 

Quellen

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